ALLES WAS SIE WISSEN MÜSSEN
Der Verlust eines Zahnes oder mehrerer Zähne ist für Betroffene hart. Moderne Implantate bieten heute glücklicherweise die Möglichkeit einer fast gleichwertigen Wiederherstellung des Gebisses. Die Zahlen sprechen für den Erfolg der „künstlichen Zahnwurzeln“: 1,3 Millionen Implantate von mehr als 100 Herstellern werden jährlich in Deutschland gesetzt – vor 20 Jahren waren es erst 380.000. Die Implantologie hat sich also zum wissenschaftlich anerkannten und etablierten Therapieverfahren entwickelt. Sie ist erste Wahl, wenn es um Zahnersatz geht – vor konventionellen Methoden wie Brücken. Doch es ist auch ein komplexes Verfahren, dessen Gelingen von vielen Faktoren beeinflusst wird. Sind Sie von Zahnverlust betroffen und stehen vor der Wahl einer geeigneten Behandlung? Dann finden Sie hier Antworten auf die zehn wichtigsten Fragen – vom Ablauf der Therapie bis zu den Kosten.
Inhaltsverzeichnis
Zahnimplantate sind ein fest verankerter Ersatz für natürliche Zähne – und damit für viele Menschen besonders attraktiv. Dabei wird zuerst eine Art künstliche Zahnwurzel (das Implantat) direkt in den Kieferknochen eingepflanzt. In der anschließenden Einheilphase verwächst das Implantat mit dem Knochen, sodass es in der Regel einen optimalen, sehr stabilen und dauerhaften Halt hat. Nachdem der Implantathals (auch Implantatpfosten) mittels einer Schraube verankert wurde, können – je nach Bedarf – Kronen, Brücken oder auch herausnehmbarer Zahnersatz eingesetzt werden. Insofern kann mit einem Implantat sowohl ein Zahn als auch mehrere Zähne ersetzt werden. Häufig wird dabei ein Ergebnis erzielt, das sich optisch von natürlichen Zähnen kaum unterscheidet.
Noch vor nicht allzu langer Zeit waren meist Brücken die Lösung der Wahl, wenn Zähne ersetzt werden mussten. Doch diese haben einen klaren Nachteil: Die benachbarten, gesunden Zähne werden irreparabel beschädigt. Denn sie müssen abgeschliffen werden, um als Halterung für die Brücken fungieren zu können – und darunter leidet ihre intakte Zahnsubstanz. Implantate sind eine Alternative, die die benachbarten Zähne schützen.
Implantate bieten sich an, wenn…
Die gängigste Form, das Schraubenimplantat, besteht aus drei Teilen: Dem Implantat an sich, dem Pfosten und der Zugschraube, die beides miteinander verbindet. Weitere Implantat-Formen sind zum Beispiel:
Je nach Zahnsituation, Knochensubstanz und Ansprüchen des Patienten können unterschiedliche Implantatformen und -arten verwendet werden. So gibt es für fast jede Situation im Kiefer das passende Implantat – in Form von:
Mini-Implantate etwa sind – wie es der Name sagt – etwas kürzer und haben einen kleineren Durchmesser als die üblichen Modelle. Das bedeutet: Sie kommen häufig auch ohne vorherigen Knochenaufbau aus und können über einen minimalinvasiven Zugang eingesetzt werden. Sie werden zum Beispiel angewandt als Befestigung für Vollprothesen, an Stellen mit geringem Knochenmaterial oder bei Patienten, für die keine langwierige Behandlung infrage kommt.
Zygoma-Implantate werden oft als letzte Implantat-Möglichkeit betrachtet. Sie sind im Vergleich zu herkömmlichen Zahnimplantaten länger und kommen zum Einsatz, wenn es im Oberkiefer bereits einen deutlichen Knochenschwund gab und ein Knochenaufbau nicht in Frage kommt.
Es gibt zwei Materialien, die für Zahnimplantate verwendet werden: Titan und Keramik. In den meisten Fällen werden Titan-Implantate verwendet. Sie sind korrosionsbeständig, in der Regel sehr gut verträglich und belastbar. Das Material verbindet sich in der Einheilungsphase direkt mit dem Kieferknochen (Ossointegration); es wird wie körpereigenes Gewebe angenommen. Titanimplantate haben sich erfolgreich in der Implantologie durchgesetzt. In bestimmten Fällen aber, etwa wenn bei einem Patienten Schneidezähne durch Implantate ersetzt werden müssen oder ein Patient unter sehr dünnem Zahnfleisch leidet, können Keramik-Implantate bessere ästhetische Ergebnisse liefern. Sie bestehen komplett aus weißer Vollkeramik, ähneln so der natürlichen Zahnsubstanz (wenn sie etwa durchschimmern) und sind somit eine hochwertige metallfreie Alternative (auch wichtig für Allergiker).
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Für das Einsetzen selbst ist normalerweise nur ein Termin notwendig. Die gesamte Behandlung verläuft aber in mehreren Etappen. Die Schritte im Überblick:
Beratung & Anamnese Warum ist eine Implantation notwendig? Bestehen weitere Befunde wie Karies oder eine Zahnfleischentzündung, die zuvor behandelt werden müssen? Diese Fragen gilt es zu (er-)klären. Dafür werden in der Regel Röntgenaufnahmen gemacht. Sie geben auch Aufschluss darüber, ob Knochensubstanz aufgebaut werden muss, bevor ein Implantat eingesetzt werden kann.
Knochen-Check Besteht der zu behandelnde Kiefer aus einer soliden Knochenstruktur, können einfache Implantate direkt eingesetzt werden. Unmittelbar vor der Implantation wird – in der Regel unter örtlicher Betäubung – der Kieferknochen freigelegt. Oft ist jedoch ein Knochenaufbau erforderlich.
Einsetzen des Implantats Dieser Vorgang dauert in der Regel maximal 90 Minuten. Mit Spezialbohrern bereitet der Zahnarzt zunächst das Fundament so vor, dass das Implantat sicher fixiert werden kann. Mit Hilfe digitaler Technik ist heute eine exakte Positionierung des Implantats möglich.
Einheilungsprozess Hier ist Geduld gefragt: bis zu drei Monate dauert es, bis ein Unterkiefer-Implantat belastbar ist – im Oberkiefer braucht es aufgrund geringerer Knochendichte meist noch länger. Nach der Heilung wird das Implantat ggf. freigelegt und der gewählte feste oder herausnehmbare Zahnersatz auf dem Implantat angebracht.
Pauschal lässt sich der Preis für den Einsatz von Zahnimplantaten nicht genau bestimmen. Zum einen, weil die Implantatversorgung eine Privat-, keine Kassenleistung ist. Zum anderen setzen sich die Kosten für die Gesamtbehandlung aus vielen Faktoren zusammen, die je nach Patient individuell unterschiedlich zum Tragen kommen. So spielen Aufwand und Schwierigkeit des Eingriffs eine erhebliche Rolle – etwa ob Knochenaufbau notwendig ist. Auch variieren die Kosten, je nachdem, welches Diagnostik-Verfahren angewendet und welche Art von Implantat aus welchem Material gewählt wird. Die Honorare der behandelnden Spezialisten unterscheiden sich ebenfalls und schließlich hängen die Kosten auch vom individuellen Versicherungsstatus des Patienten ab.
Dadurch schwankt der finanzielle Aufwand für eine Implantatversorgung (inklusive Aufsatz) etwa zwischen 1400 und 2200 Euro pro Zahn. Erfordert der Eingriff den Aufbau von Knochen, kommen 300 bis 1200 Euro hinzu.
Beispiel für die Kosten eines einfachen Zahnimplantats
Die Kosten der verschiedenen Zahnimplantat-Versorgungen im Vergleich
Ob und wie viel ein Patient zur Behandlung zuzahlen muss, ist vor allem von seinem Versicherungsstatus abhängig. Die Unterschiede sind bedeutend. Entscheidet sich ein gesetzlich versicherter Patient für ein Implantat, erhält er von seiner Krankenkasse einen Festzuschuss. Dieser ist genauso hoch wie der für eine andere Behandlungsmethode, zum Beispiel den Einsatz einer Brücke. Allerdings kann ein vollständig geführtes Bonusheft den Festzuschuss um bis zu 30 Prozent erhöhen.
Krankenkassen unterstützen außerdem Geringverdienende im Rahmen von Härtefallregelungen – nach Prüfung der individuellen Lebens- und Finanzsituation.
Wie eine Implantation finanziell für Privatversicherte ausgeht, ist in jedem Versicherungsvertrag individuell geregelt. Jede private Krankenversicherung verfügt über ein eigenes Kosten-Erstattungssystem. Betroffene erhalten vor dem Eingriff einen Behandlungs- und Kostenplan von ihrem Zahnarzt und sollten diesen unbedingt der Versicherung vorlegen. Dieses Prozedere ist wichtig, damit schon im Vorfeld genau geklärt ist, welche Kosten der Patient gegebenenfalls selbst zu erwarten hat.
Ob gesetzlich oder privat versichert: Für Patienten, die eine Zahnzusatzversicherung abgeschlossen haben, die Implantate einschließt, werden hochwertige Implantate erschwinglich. Die Leistungen können allerdings auch hier von Anbieter zu Anbieter stark variieren. Vergleichen Sie also sorgfältig!
Über die Versicherung hinaus bestehen weitere Möglichkeiten für Sie als Implantat-Patient oder -Patientin, die Kosten zu senken: etwa durch die Wahl des Implantologen - es gibt mehr als 12.000 Praxen in Deutschland - oder durch die Entscheidung für ein günstigeres Implantat-System.
Dank modernster Technik und jahrzehntelanger Erfahrung in der Implantologie sind die Risiken heute überschaubar. Doch wie bei allen chirurgischen Eingriffen müssen Komplikationen einkalkuliert werden. Im Fokus der Vorbereitung und (Nach-)Behandlung steht hier das Vermeiden einer Entzündung im direkten Umfeld des Implantats. Denn ergreift diese den Kieferknochen, kann das sogar zu Knochenabbau führen. In solchen Fällen muss ein bereits bestehendes Zahnimplantat wieder freigelegt, die Entzündung behandelt und gegebenenfalls bereits reduzierte Knochensubstanz wieder aufgebaut werden.
Zahnimplantate können durchaus ein Leben lang halten. Es gibt allerdings einige Faktoren, die die Lebensdauer der „künstlichen Zahnwurzel“ einschränken können. Das A&O ist eine sorgfältige Mundhygiene, um das Zahnfleisch um das Implantat vor Entzündungen zu schützen. Außerdem hängt die Haltbarkeit von der Knochenqualität ab: Je mehr Kieferknochen vorhanden ist, desto belastbarer und langlebiger ist das Implantat. Wie stark es strapaziert wird, hängt auch von dem Zahnersatz ab, der auf den Implantaten befestigt wird und für diese dadurch eine Belastung darstellt. Ebenfalls Einfluss hat der gesundheitliche Zustand des Patienten: So können sich Stoffwechselstörungen (ausgelöst durch Krankheiten, Rauchen oder Medikamente) negativ auf Implantate auswirken.
Je sorgfältiger Implantate gepflegt werden, desto länger halten sie. Mundhygiene ist jetzt besonders wichtig, denn im Bereich von Implantaten haben Bakterien leichteres Spiel, ins Zahnfleisch einzudringen, als bei natürlich verwurzelten Zähnen. In der Folge entstehen Entzündungen (Parodontitis bzw. Periimplantitis), die zu Knochenabbau führen – und den Halt des Implantats gefährden können. Implantate werden genauso gepflegt wie natürliche Zähne: regelmäßig (zwei- bis dreimal täglich, nach den Mahlzeiten), am besten mit einer elektrischen Zahnbürste und richtiger Putztechnik. Es empfiehlt sich zusätzlich die Verwendung von Zahnseide oder von Interdentalzahnbürsten sowie zweimal jährlich eine professionelle Zahnreinigung.
» So pflegen Sie Ihre Implantate richtig
Nicht bei jedem Patienten kann bedenkenlos das Einsetzen von Implantaten vorgenommen werden. In manchen Fällen sprechen Kontraindikationen dagegen, die eine genauere Untersuchung und Behandlung erfordern.
Besteht beispielsweise eine Entzündung des Zahnfleisches, hat die Versorgung der Infektion oberste Priorität. Ist die Parodontose abgeheilt, kann mit dem Zahnarzt über den weiteren Vorgang gesprochen werden.
Erkrankungen, die gegen ein Implantat sprechen (bzw. ein genaues Abwägen der Risiken erfordern):
Auch die Einnahme bestimmter Medikamente kann dafür sorgen, dass eine Zahnimplantation nicht vorgenommen werden kann. Ob sich die Dosierung für einen begrenzten Zeitraum herabsetzen lässt, um eine Implantation vorzunehmen, muss individuell und mit dem behandelnden Zahnarzt geklärt werden.
Kommt ein Zahnimplantat nicht infrage, kann zwischen anderen Varianten des festsitzenden Zahnersatzes (Krone oder Brücke) sowie herausnehmbarem Zahnersatz (Teil- oder Vollprothese) gewählt werden
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Zahnimplantate: Kosten und Behandlung
Was kosten Zahnimplantate? Wie ist der Ablauf, wenn ich mich dafür entscheide? Wie lange dauert die Behandlung und die Einheilzeit? Diese Fragen beantwortet Dr. Sven Glindemann, Zahnarzt aus Düsseldorf (Düsseltal), in der Experten-Sprechstunde "Zahnimplantate - Kosten und Behandlung".
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