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Sinuslift
Knochenaufbau im Oberkiefer

Die Sinusbodenelevation (engl. sinus lift) ist ein spezielles Verfahren zum Knochenaufbau im Oberkiefer. Es kommt zur Anwendung, wenn durch einen Knochenabbau (Atrophie) das Knochenangebot so gering ist, dass Zahnimplantate nicht stabil und in ausreichender Länge gesetzt werden können. Der Sinuslift stellt eine Operationsmethode der Kieferchirurgie dar, bei der der knöcherne Boden der Kieferhöhle (Sinusboden) verdickt wird, um Knochenvolumen zu gewinnen. Ohne das Sinuslift-Verfahren wäre ein Großteil der heutigen Implantationen im Oberkiefer nicht erfolgreich durchführbar.


Inhaltsverzeichnis

» Was ist der Sinusboden?
» Knochenaufbau mit Sinuslift
» Interner Sinuslift
» Externer Sinuslift
» Balloon-Lift-Control System
» Einzeitiger und zweizeitiger Sinuslift
» Risiken und Komplikationen
» Alternativen

Was ist der Sinusboden?

Die Kieferhöhle (sinus maxillaris) gehört zu den sogenannten Hohlorganen, die luftgefüllt und mit einer Schutzschicht, der Schleimhaut, ausgekleidet ist. Sie zählt zu der Gruppe der Nasennebenhöhlen. Im Inneren wird sie durch die Knochenwand der Nasen- und Augenhöhle und nach außen durch den Wangenknochen und die Jochbeinwurzel begrenzt. Im unteren Teil der Kieferhöhle befindet sich der Sinusboden, der die Zahnwurzeln der kleinen und großen Backenzähne des Oberkiefers trägt.

Der Sinusboden stellt damit also eine Trennung von Nasennebenhöhle zur Mundhöhle dar. Er ist von innen mit einer Schleimhaut (respiratorisches Epithel) versehen, der Schneider-Membran. Bei Zahnverlust oder Knochenabbau, beispielsweise in Folge einer schweren Parodontitis, nimmt zusätzlich zum Volumen des Kieferknochens auch die Dicke des Sinusbodens ab. Hierfür ist die fehlende Kaukraftbelastung des Knochens verantwortlich, der auf eine intakte und gesunde Zahnwurzel angewiesen ist.

Knochenaufbau mit Sinuslift – Anhebung des Sinusbodens

Wenn die Knochensubstanz nicht ausreicht, ist das Setzen eines Implantats in den meisten Fällen nicht möglich. Denn, um ein ausreichend langes Implantat zu verankern, braucht es Stabilität. Diese bietet nur ein Kieferknochen mit hinreichendem Volumen. Im Fall eines atrophierten Oberkiefers verhält es sich aber so, dass der überwiegende Teil des Implantats in der luftgefüllten Kieferhöhle zu stehen kommen würde. Die restliche Knochenschicht müsste dann den erforderlichen Halt für das gesamte Implantat aufbringen.

Da die Erfolgsaussichten hierfür sehr gering sind, wird eine Sinusbodenelevation (Sinuslift) gemacht – eine gängige Operation in der Implantologie.

Dabei wird der zu behandelnde Bereich über eine kleine Öffnung zugänglich gemacht. Man spricht auch von einer Fensterung. Durch diese Öffnung kann mit speziellen Instrumenten der Sinusboden vorsichtig vom Knochen gelöst und angehoben werden. Der so entstandene Hohlraum zwischen Kieferknochen und Sinusboden wird daraufhin mit Knochenersatzmaterial aufgefüllt, an dem sich der natürliche Knochen in der folgenden Zeit anlagern kann.

Für einen Sinuslift gibt es drei unterschiedliche Verfahren. Welches im Einzelfall zur Anwendung kommt, wird von der verbleibenden Restknochensubstanz entschieden.

Interner Sinuslift

Ein interner Sinuslift, auch kleiner Sinuslift oder kleine Sinusbodenaugmentation genannt, wird bei einem geringen Höhendefizit durchgeführt. Also, wenn nur wenige Millimeter (2-3mm) an Knochenhöhe gewonnen werden müssen. Es handelt es sich um ein minimalinvasives Verfahren zur geringen Anhebung des Kieferhöhlenbodens, bei dem der Zugang zur Kieferhöhle durch den Bohrkanal des Zahnimplantates erfolgt.

Dabei wird nicht auf die volle Länge des Implantatkörpers gebohrt, damit die Kieferhöhle nicht verletzt wird und die Schleimhaut reißt. Um die restliche Länge des Implantatstollens zu erreichen, wird der Kieferknochen mit einem Osteotom (med. Instrument zum Durchtrennen von Knochen) aufbereitet und der Kieferhöhlenboden (Schneider Membran) von innen leicht angehoben.

Anschließend wird das vorbereitete Implantatbett, in der Regel direkt im Zuge des Knochenaufbaus, mit einem Implantat versorgt und mit einer spannungsfreien Naht vollständig und dicht verschlossen.

Das Vorgehen des internen Sinuslifts ähnelt dem einer normalen Implantation und nimmt eine Einheilzeit von etwa 8 Monaten in Anspruch. Erst dann kann das verankerte Implantat weiter versorgt und mit den Arbeiten des Zahnersatzes begonnen werden.

Externer Sinuslift

Der externe Sinuslift ist im Vergleich zum internen Sinuslift aufwendiger. Ein externer Sinuslift findet Anwendung, sobald mehrere Millimeter (mehr als 3mm) Knochenhöhe gewonnen werden müssen, um ein Implantat stabil zu verankern. Hierbei wird zunächst das Zahnfleisch geöffnet und die Kieferhöhlenwand an der Außenseite freigelegt. Dieses Knochenfenster wird mit Hilfe feiner Fräsen oder Ultraschallinstrumenten (Piezochirurgie) präpariert, bis der Kieferhöhlenboden (Sinusboden) erreicht ist. Daraufhin wird behutsam und vorsichtig der Sinusboden mit stumpfen Instrumenten nach oben gedrängt, um die feine Membran nicht zu verletzen.

Wie auch beim internen Sinuslift, wird der künstlich geschaffene Hohlraum zwischen Sinusboden und Knochen mit Knochenersatzmaterial ausgefüllt. Sofern anschließend eine Knochenhöhe von mindestens 3-5mm gewonnen werden konnte, kann das Implantat zeitgleich zum Knochenaufbau verankert werden. Falls der Kieferknochen bereits stärker geschädigt war, wird das Implantat frühestens nach 3 Monaten, mitunter auch erst ca. 8 Monate nach der Sinusbodenelevation eingesetzt werden können.

Sinuslift mit dem Balloon-Lift-Control System (ballonassistierter Sinuslift)

Das Balloon-Lift-Control System (BLC) ist eine innovative Technik, die speziell zur Ablösung der Kieferhöhlenschleimhaut entwickelt wurde. Das minimalinvasive, sehr sichere und für Behandler leicht erlernbare Verfahren setzt dabei auf einen flüssigkeitsgefüllten Ballonkatheter. Man spricht auch von einem ballonassistierten Sinuslift. Weniger geläufig ist auch die Bezeichnung Transkretale Antro Membrano Plastie.

Bei dieser Technik wird über das Bohrloch des Implantates ein kleines Röhrchen, in das ein Silikonball eingebettet ist, unter die Kieferhöhlenschleimhaut eingebracht. Über ein externes Füllventil wird der Ballon kontrolliert mit Flüssigkeit gefüllt und hebt besonders schonend die Schleimhaut an. Er kann bis auf die gewünschte Größe bzw. erforderliche Ablösehöhe des Sinusbodens ausgedehnt werden. Dabei sind Höhen um mehr als 10mm möglich.

Ist das gewünschte Volumen erreicht, ergibt sich auch zugleich die notwendige Menge an erforderlichem Ersatzmaterial. Anschließend wird der Ballon geleert und entfernt und der künstliche Hohlraum über das bestehende Knochenfenster mit Knochenersatzmaterial ausgefüllt. Der ballonassistierte Sinuslift ist ein minimalinvasives Verfahren, das den Patienten kaum belastet und das postoperative Risiko einer Infektion minimiert.

Einzeitiger und zweizeitiger Sinuslift

Wenn genügend Restknochenhöhe vorhanden ist, kann ein Implantat gleichzeitig mit dem Knochenaufbau gesetzt werden. In solch einem Fall spricht man von einem einzeitigen Sinuslift. Bei einer Knochendicke von weniger als 1 – 2 mm muss ein zweizeitiger Sinuslift erfolgen, da aufgrund der geringen Knochenschicht keine stabile Verankerung möglich ist. Nach einer Einheilzeit von etwa 6 – 12 Monaten, kann dann erst in einem zweiten Eingriff (4-8 Monate später) das Implantat in den neugebildeten Knochen verankert werden.

Risiken und Komplikationen von Sinuslift

Trotz aller Fortschritte der Zahnmedizin ist ein Knochenaufbau im Oberkiefer immer mit gewissen Risiken verbunden. Sowohl ein externer als auch interner Sinuslift sind nicht gänzlich risikofrei. Durch die Möglichkeit einer Perforation des Sinusbodens (Schneider Membran) besteht immer das Risiko einer Kieferhöhlenöffnung mit anschließender Materialabwanderung. Dabei kann das Knochenaufbau-Material in die Kieferhöhle abwandern und, sofern es nicht bemerkt wird, dort chronische Entzündungen oder Infektionen hervorrufen. Auch das Einbluten in die Kieferhöhle ist ein mögliches Risiko.

Wird eine Kieferhöhlenöffnung bereits während eines Eingriffs entdeckt, kann die Membran im besten Fall durch eine Naht befestigt und gesichert werden. Oftmals kommt es allerdings vor, dass der Sinuslift in solch einem Fall erfolglos abgebrochen werden muss. Weitere mögliche Komplikationen bei einem Sinuslift können sein:

  • Wundinfektion
  • Postoperative Schwellungen
  • Einblutung
  • Nachblutung
  • Postoperative Schmerzen

Mit neuen Verfahren wie beispielsweise der digitalen Volumentomographie (3D-Röntgen) und computergestützten Implantationsplanung können bekannte Risiken genau untersucht, abgewogen und damit die Behandlungsplanung exakt auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden.

Alternativen zum Sinuslift

Aufgrund der möglichen Komplikationen eines Sinuslifts wird beim Zahnarzt häufig nach Alternativen gefragt. Viele Behandler versuchen meist ohne größere Knochenaufbauten auszukommen, falls es die Gegebenheiten erlauben. Mit innovativen Methoden kann allerdings in einigen Fällen sogar ganz auf einen Knochenaufbau verzichtet werden. So muss die Versorgung mit implantatgestütztem Zahnersatz keinem Patienten verwehrt bleiben. Zu den möglichen Alternativen, fehlende Zähne ohne einen Knochenaufbau zu ersetzen, zählen unter anderem:

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Zuletzt aktualisiert am: 15.03.2024
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Dr. Simone Jansen-Schick über:

Knochenaufbau für Implantate

Simone Jansen-Schick
Dr. Simone Jansen-Schick über:

Knochenaufbau für Implantate

Gerade nach einem Zahnverlust baut der Kieferknochen teils rasch ab. Dann ist ein Knochenaufbau nötig, um die Implantate sicher zu verankern. In der Experten-Sprechstunde "Knochenaufbau für Implantate" beantwortet Dr. Simone Jansen-Schick, Zahnärztin aus Mönchengladbach (Lürrip), Fragen von Patienten.

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